26.10.13

Das etwas andere Buch über 1812 - Die Verlorenen


Bücher über Napoleons Russlandfeldzug 1812 gibt es viele. Die meisten, wie Nafzigers "Napoleons Invasion of Russia", beschreiben oft minutiös den gesamten Feldzug, speziell natürlich die wichtigsten Gefechte wie Smolenks, Borodino, Beresina und den katastrophalen Rückzug aus einer neutralen Position.

"Die Verlorenen - Die Soldaten in Napoleons Rußlandfeldzug" von Eckart Kleßmann geht einen gänzlich anderen Weg. In diesem Buch ist nicht die Darstellung des Feldzuges, die militärischen Auswirkungen primär, sondern die Geschichten der einzelnen Beteiligten, der kleinen Soldaten. Aus Briefen, Tagebucheinträgen, Ausschnitten aus Memoiren formt Kleßmann ein Werk, dass an Idensität und Tiefe kaum zu überbieten ist.

Der Leser erfährt durch Briefe an die Daheimgebliebenen, Eltern, Frauen, Verwandte die wahren Probleme der Soldaten der Grand Armeé. Die Kräuel des Krieges. Beim Lesen des Buches kam es mir wie ein Wunder vor, dass die Truppen Napoleons überhaupt nach Borodino, geschweige nach Moskau vorstießen. Bereits kurz nach der Überquerung des Niemen waren eine Vielzahl der mitgeführten Pferde, aufgrund von Nahrungsmangel und ungenügender Versorgung tot. Somit litt der gesamte Nachschub.

Aber neben der prikären Versorgungslage, erfährt man auch vieles über die alltäglichen anderen Sorgen der Soldaten, wie nötiges Schuhwerk beschaffen, die unmenschlichen Strapazen des wochenlangen Maschierens. Einen tiefen Einblick gibt das Werk auch auf die in keinster Weise vorhandene Einheit dieses zusammengestopselten Moloches von Armee. Die Verbündeten aus den verschiedenen deutschen Ländern waren ein keinster Weise eng mit ihren notgedrungen Verbündeten aus Frankreich und Polen. Dass diese Armee, die Truppenteile doch zahlreiche Gefechte gemeinsam ausfocht und gewann, grenzt an ein Wunder.

Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der sich für die napoleonische Zeit und im speziellen für die Soldaten dieser Epoche interessiert. Wer Daten und Fakten für Schlachten aus dem Rußlandfeldzug 1812 sucht, der ist mit Nafziger und Co bestens bedient. Wer jedoch hinter die reinen Fakten sehen will, wer beinahe spüren will, wie sich die Soldaten fühlten, welche Sorgen sie hatten, der ist mit diesem Buch bestens bedient.

Ein Blick ins Buch


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